Artikel 8

 

Einen Teil von Ternberg habe ich noch nicht erwähnt: das Trattenbachtal, das seine eigene Geschichte hat.

Noch bis vor ein paar Jahrzehnten galt der Spruch:

„In Ternberg gibt´s dreierlei Leut,Manndl und Weibl und Trattenböcka.“Trattenbach und Wendbach sind zwei enge Seitentäler, die sich ins Gebirge hineinziehen. Der Weg ins Zentrum war weit und zur Kirche kamen die Bewohner nur, wenn jemand zum Taufen, zu begraben oder eine Heirat anzugeben war.

In Wendbach wurde seit alter Zeit Eisenerz gewonnen und bis ungefähr 1790 verarbeitet.

Thomas Schrapacher von und zu Wendtpach, Eigentümer des „Eisenperg und Blechwalzstatt zu Wendtpach und Tratpach“ starb 1628 und wurde in der Pfarrkirche Ternberg beigesetzt. Er wohnte im Schloss Steg, das beim Bau des Kraftwerkes demoliert wurde, weil das Wasser des Stausees zu hoch anstieg. Das Schloss Steg und die Werke waren an Karl Ritter von Bohe übergegangen, dessen Frau Antonia ebenfalls in der Pfarrkirche Ternberg beigesetzt wurde.

Da die Eisenberg-, Schmelz- und Hammerwerke viel Holz brauchten, bezogen sie, gegen gewisse Abgaben, Holz aus den der Herrschaft Steyr gehörigen Wäldern, die „Verlasswälder“ genannt wurden. Unter anderen wurden genannt der Hochbuchberg, die Weide auf der Dirn, Waldungen im Schönbach, Pfaffenboden, Kössel, Schneeberg, Moralpenwald und viele andere Wälder.

Das Hammerwerk bestand aus je einem Zerenn-, Zain- und Streckhammer im eigentlichen Wendbachgraben und je einem Zerenn- und Zainhammer und einem Cementstahlofen beim Schloss Steg.

Im Jahr 1862 ging der Besitz, dessen industrielle Bedeutung damals schon sehr gesunken war, käuflich an den Fürsten Gustav von Lamberg über. Die Einstellung des Betriebes der Eisenfabrikation, die ehemals in großer Blüte war, erfolgte 1870. Die Werksgebäude wurden zum Teil demoliert. So lange der Handwerkbetrieb bestand, wurden von den jeweiligen Besitzern acht Bergknappen gehalten. Heute sind nur mehr Reste der Bergwerkstollen übrig geblieben.

Trattenbach, Kienberg und Wendbach sind die südlichsten Ortschaften von Ternberg und grenzen an Molln, Losenstein und Reichraming.

Trattenbach war bekannt durch seine Messererzeu-gung. Um die Mitte des 17. Jhd. sind die Tratten-bacher Messerer, die den Namen „Scharschach-meister“ führten, wahrscheinlich nach dem aus den Reichraminger Eisenwerken bezogenen Eisen, welches Scharschach hieß, schon so zahlreich gewesen, dass sie die Bewilligung zur Errichtung einer eigenen Innung bekamen. Sie gehörten bisher zur Innung der Steinbacher Messerer, mit denen sie in Streit lebten. Sie drohten auswandern zu wollen, wenn ihnen nicht Recht gegeben werde.

Durch die Einführung des maschinellen Betriebes hat sich die Leistungsfähigkeit des Gewerbes so sehr gehoben, dass von den 17 Meistern jährlich ca. 8 Millionen Holztaschenmesser erzeugt wurden. Zuarbeiten wie Ringelmachen, Heftbohren usw. wurden in Heimarbeit ausgeführt.

Außerdem gab es zu dieser Zeit mehr als 40 Drechsler.  In Trattenbach gab es 3 Gasthäuser, 3 Brettsägen, 2 Mühlen, 1 Kunstmühle, eine Fleischhauerei, mehrere Bäckereien, Binder, Tischler, eine Zeugschmiede und ein Kaufmannshaus. Bis zum Jahre 1885 war Trattenbach mit dem rechten Ennsufer durch eine Brücke verbunden.

Vor langer Zeit soll es eine große Kapelle gegeben haben, in der die kostbarsten Paramente der Ternberger Kirche verborgen geworden sind, wenn Gefahr drohte. Zur Errichtung der von Kaiser Josef II gewünschten Kirche kam es nicht.

Schon lange gab es in Trattenbach eine eigene Schule. Der Schullehrer bekam Geld vom Religionsfonds. Bauern und Messerer mussten für jedes Schulkind monatliche 5 Kreuzer, alle anderen 3 Kreuzer, bezahlen. Für jedes Kind mussten auch monatlich 2 Kreuzer Tintengeld bezahlt werden.

1883 wurde das derzeitige Schulhaus erbaut.

Seit 1884 besteht in Trattenbach eine Freiwillige Feuerwehr, seit August 1889 eine Haltestelle der Kronprinz-Rudolf-Bahn.

Der erste Weltkrieg hat die Feitelerzeugung fast beendet. Die „Zaukerl“ wurden bis dahin in alle Welt verschickt.

Im 20. Jahrhundert ist es in Trattenbach ruhig gewor-den, eine Messerfabrik nach der anderen hat den Be-trieb eingestellt oder auf andere Produkte umgestellt. Taschenfeitel werden nur mehr bei Löschenkohl her-gestellt.

An die glorreiche Zeit erinnert noch das riesige Taschenfeitel am Eingang zum Trattenbachtal.

Über die Geschichte des Tales kann man noch im „Museumsdorf Trattenbach“ lesen und hören.

Hildegard Rohrweck

 

Wir danken Frau Rohrweck – sie hat mit ihren Beiträgen über die Geschichte unseres Heimatortes, wie wir aus Gesprächen wissen, vielen Mitbürgern Freude bereitet.

 

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